„Das Geheimnis guter Entscheidungen – Veränderungen nachhaltig gestalten“
Lassen Sie uns in die Adlerperspektive wechseln, um besser zu erkennen, was das Geheimnis guter Entscheidungen ausmacht. Aus dem notwendigen Abstand fällt es leichter, den Überblick zu bewahren. Außerdem können Sie die Dinge klarer sehen, Sie sind emotional distanzierter und bewahren einen kühlen Kopf.
Schauen Sie sich zuerst die Art der Veränderung genauer an:
1. Veränderungen können plötzlich und unerwartet kommen, es kann zur Krise kommen.
2. Die Veränderung hat sich langsam gestaltet. Sie haben sich über einen längeren Zeitraum angepasst, waren vielleicht zu träge oder haben die Veränderung nicht vorhergesehen.
3. Die Veränderung wurde schon antizipiert, also vorweggenommen, diese wurde gut geplant und vorbereitet.
Haben Sie die Veränderung geplant und vorbereitet, dann hatten Sie auch Zeit, gut überdachte Entscheidungen zu treffen. Haben Sie den Zeitpunkt einer Veränderung verschlafen oder ist diese plötzlich und unerwartet in Ihr Leben gekommen, dann sind Sie gefordert, Entscheidungen zu treffen und die meistens schnell. Veränderungen brauchen also Entscheidungen. Doch wie kommen Sie zu guten Entscheidungen?
Das Geheimnis guter Entscheidungen
Vielleicht haben Sie es schon mit Plus/Minus-Listen versucht oder Sie haben die Vor- und Nachteile hinauf und hinunter betrachtet und waren am Ende doch wieder nicht sicher, was die richtige Entscheidung ist. Sie hatten trotz aller Listen kein gutes Gefühl. Und das ist ein ganz entscheidender Punkt! Es ist wichtig, wie sich eine Entscheidung anfühlt!
Entscheidungen werden nicht nur bewusst getroffen, sondern zu einem großen Teil unbewusst. Eine gute Entscheidung braucht also nicht nur Ihren Verstand, sondern auch ein gutes Körpergefühl. Dieses Körpergefühl wird „somatischer Marker“ genannt.
Somatische Marker
Somatische Marker sind die Signale aus dem emotionalen Erfahrungsgedächtnis. Das emotionale Erfahrungsgedächtnis liegt unterhalb der Großhirnrinde. Hier ist alles gespeichert, was einem Individuum während seines Lebens widerfährt. Einiges ist angeboren und vieles angelernt. Deshalb ist es auch bei jedem Menschen individuell.
Alle Aktivitäten, die sich unterhalb der Großhirnrinde abspielen sind unbewusst.
Heute wissen wir, dass dieses emotionale Erfahrungsgedächtnis eine wichtige Überlebenshilfe darstellt.
Schnelles Denken
Das emotionale Erfahrungsgedächtnis wird auch als schnelles Denken bezeichnet. Es handelt sich hier um die unbewussten Denkprozesse. Ein ungutes oder ein gutes Gefühl steht in Sekundenbruchteilen zur Verfügung. Es gibt Ihnen eine schnell verfügbare erste Einschätzung. Allerdings ist dieses schnelle Denken auch detailarm und ungenau.
Langsames Denken
Im Unterschied dazu arbeitet die reine Verstandestätigkeit langsam, es wird deshalb auch als langsames Denken bezeichnet. Dieses bewusste Denken findet in der Großhirnrinde statt. Verstandesanalysen können lang dauern, die Ergebnisse sind aber sehr präzise.
Das menschliche Gehirn verarbeitet nicht nur Fakten, sondern auch Emotionen. Es entwickelt körperliche Reaktionen auf einen äußeren Reiz. Die Veränderungen im Körperausdruck und in der Mimik ermöglichen uns, Emotionen auch körperlich zu erleben.
Diese körperlichen Reaktionen, die somatischen Marker, steuern das Vermeidungs- oder Annäherungsverhalten. Bei einem negativen Körpergefühl gibt es dann ein „Stopp“ und bei einem positiven Körpergefühl ein „Go“.
Negative somatische Marker fühlen sich oft sehr intensiv an, da diese früher besonders dem Überleben gedient haben. Das Wahrnehmen von somatischen Markern unterstützt die Selbstkompetenz, gute Entscheidungen zu treffen.
Die Art und Weise wie Menschen Entscheidungen treffen, kann ganz unterschiedlich sein:
Unterschiedliche Entscheidungstypen nach Storch
• Langsame Brüter brauchen viel Zeit, sie können gut vorausschauend planen, doch es fällt ihnen schwer, spontan zu reagieren;
§ Körperlose nehmen ihren Körper nur wenig wahr und sind weitestgehend abgeschnitten von ihren Körpersignalen, sie entscheiden mit der reinen Verstandestätigkeit;
§ Schnellentscheider:innen entscheiden vorwiegend mit ihren somatischen Markern, schalten mehr oder weniger ihren Verstand aus. Ihnen fehlen die Rückmeldeschleifen zwischen Verstand und Bauchgefühl, die für nachhaltig gute Entscheidungen dringend notwendig sind;
§ Unsichere nehmen ihre somatischen Marker zwar deutlich wahr, treffen Entscheidungen aber im Selbstkontrollmodus. Auch das kann zu unbefriedigenden Entscheidungen führen, denn auch hier sind Verstand und Bauchgefühl nicht in Übereinstimmung;
§ Feedback-Entscheider:innen machen alles richtig! Sie durchlaufen Rückmeldeschleifen zwischen Verstand und Bauchgefühl. Sind der Verstand und auch das Bauchgefühl im Einklang, dann können gute Entscheidungen getroffen werden und Veränderungen nachhaltig gelingen!
So laufen Feedback-Entscheidungen ab
1. Nehmen Sie die Signale aus dem emotionalen Erfahrungsgedächtnis wahr,
2. verarbeiten Sie diese mit Ihrem Verstand und
3. treffen Sie Ihre Entscheidungen in Übereinstimmung mit Ihren bewussten Überlegungen und Ihren Signalen aus dem emotionalen Erfahrungsgedächtnis. Manchmal braucht es dazu mehrere Rückmeldeschleifen bis der Verstand und das emotionale Erfahrungsgedächtnis gut aufeinander abgestimmt sind.
Indem Sie also Ihre bewusste Verstandestätigkeit mit den Inhalten aus dem emotionalen Erfahrungsgedächtnis in einer oder mehreren Rückmeldeschleifen aufeinander abstimmen, erreichen Sie eine gelingende Selbstregulation. Selbstregulation bedeutet, die Kraft für eine Veränderung in eine gewünschte Richtung zu gestalten und dann auch zu aktivieren.
Erst wenn die Bewertung aus dem emotionalen Erfahrungsgedächtnis und die Analyse des Verstandes, also die unbewusste Bewertung und die bewusste Bewertung zu übereinstimmenden Ergebnissen kommen, entstehen gute Entscheidungen.
Wirklich gute Entscheidungen entstehen also dann, wenn Verstand und somatische Marker zum selben Ergebnis kommen!